Projektunterricht #2 – Ein Video sagt mehr als tausend Worte

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Im zweiten Halbjahr des Projektunterrichts realisieren die Schülerinnen und Schüler eigene Projekte. Sie können das Thema selbst wählen und sich voll in ihren Interessen austoben. Der oft forderndste Teil für alle Beteiligten ist die schriftliche Dokumentation. Diese bildet auch eine wichtige Grundlage für die Bewertung der Arbeit. Ich stelle beides – schriftliche Arbeit und Bewertung – auf den Prüfstand und zeige eine Alternative: das Projektvideo.

Die Projektdokumentation

Die Schülerinnen und Schüler meiner letzten Klasse haben tolle Projekte realisiert. Es hat mich enorm gefreut, wie viele in der selbst gewählten Herausforderung aufgingen und über sich hinaus wuchsen. Auch eine Projektdokumentation gehörte dazu. Ich habe einen kleinen theoretischen Teil gefordert, die Beschreibung der Projektarbeit als Hauptteil und umrahmend Einleitung, Reflexion und alle möglichen Anhänge und Beilagen.

Bildschirmfoto 2018-09-12 um 22.26.51

Die Arbeiten wurden umfangreich und weitgehend durchaus ansprechend. Dennoch würde ich die Struktur der Arbeit grundlegend überarbeiten. Projektjournal und Hauptteil – die Beschreibung des Vorgehens – würde ich komplett streichen. Diese verursachen einen hohen Aufwand und werden kaum gelesen. Der wirklich spannende Hauptteil ist die Reflexion. Diese würde ich zum Hauptteil befördern. Allenfalls würde als Unterstützung ein Lernjournal (statt Projektjournal) helfen, in welchem keine Arbeitsschritte notiert werden, sondern der Arbeitsfortschritt und die eigene Motivation reflektiert werden.

Das Projektvideo

Nun wird es noch digital. Im Vergleich zu früheren Jahren habe ich die Projektpräsentationen stark gekürzt, dafür aber die Erstellung eines Projektvideos verlangt. Dieses sollte den Arbeitsablauf und das Resultat zeigen. Ich muss sagen, ich bin von den Resultaten noch immer begeistert:

Alle Videos der Klasse findet man in der folgenden Playlist.

Die Beurteilung

Ich denke bei Beurteilung noch immer an weinende Schülerinnen, die gerade eine 5 für Ihre Arbeit bekommen haben. Die Bewertung dieser Arbeiten hat mir wieder einmal eindrücklich und hart gezeigt, wie ungerecht, unzureichend und unnötig Noten sind, um eine solche Arbeit zu beurteilen. Die Alternative ist denkbar einfach: Das Projektvideo. Am liebsten würde ich im Zeugnis ein „besucht“ hinterlegen und den Link zum Projektvideo in den Bemerkungen notieren. Dieses gibt einen viel besseren Einblick in die Leistung der Jugendlichen als eine Zahl von eins bis sechs.

Tipps zum Schluss

  • Die Projektarbeit der Sek muss die Schüler nicht auf eine akademische Karriere vorbereiten. Wichtig ist eine positive erste Begegnung mit einer grossen Projektarbeit.
  • Filmen statt schreiben: Projektarbeit auf ein Minimum reduzieren.
  • Zu jeder Arbeit gehört ein handfestes, einzigartiges Resultat, auch zu Recherche- oder Dokumentationsarbeiten. Projektinhalte haben in der Projektdokumentation nichts zu suchen.
  • Lernen am Modell: Zeigt diese Videos euren Schülern und legt euch eigene Sammlungen an (herzlich willkommen in den Kommentaren).
  • Tipps für ein gelungenes Projektvideo: Drehbuch zu Beginn des Projekts, persönliche Einleitung und persönliche Moderationen zwischendurch, Videos statt Bilder.
  • Das iPhone & Android können ohne Zusatzapp Zeitraffer-Videos (Hyperlapse) aufnehmen.
  • Filme schneiden mit iMovie oder online mit WeVideo (bezahlbar) können die Schüler problemlos.
  • Einen Green Screen bekommt man für wenig Geld und lässt sich langfristig einsetzen.
  • Noten mutig einfach weglassen! Dies erspart viel Leid und was verliert man dabei schon?

Zum Thema Copyright: Für den Unterricht seid ihr vom Urheberrecht befreit. Also lasst eure Schüler ihre Lieblingsmusik einbauen. Das ist nur dann kritisch, wenn ihr die Videos ins Internet stellt (aber wer macht denn das schon;-). Wer es ganz legal machen will, findet unter den folgenden Links lizenzfreien Content:

YouTube Audio Library (gemeinfreie Musik aus diversen Genres)
http://freemusicarchive.org
http://www.geräuschesammler.de
http://www.hoerspielbox.de (Geräuschesammlung)
http://www.salamisound.de (Geräuschesammlung)
http://listenanddownload.com
https://starfrosch.com
http://www.jamendo.de (braucht Login)
http://www.audiyou.de (Download verlangt Login)
https://musopen.org (freie klassische Musik)

Viel Spass im Projektunterricht, einem der tollsten Fächer der Sek!

4 Kommentare

  1. Ich gratuliere dir zu deiner Art, Projekte anzugehen. Für mich vorbildhaft! An meiner Stufe (Berufsschule) werden im letzten Lehrjahr auch Projekte in der Form der Vertiefungsarbeit (VA) gemacht und je länger je mehr entstehen da auch Arbeiten mit einem Videoteil. Dies ist für alle (Lernende, Klasse, Projektbegleiter) viel interessanter. Die Idee „Projektvideo“ werde ich weiter verfolgen. Leider muss ich die Verteifungsarbeiten bewerten und schlussendlich benoten. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Ich „tröste“ mich jeweils, dass praktische alle Arbeiten sehr schöne Resultate zeigen und damit immer auch gut bewertet werden. Ich bin gespannt auf weitere Ideen!

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  2. Wow – ganz inspirierender Bericht. Ich bin überzeugt, dass Emotionen einer der zentralen Faktoren beim Lernen darstellen. Diese in gedruckten Worten auszudrücken ist extrem anspruchsvoll. In diesen Videos kommen diese Emotionen zur Geltung. Sei dies nun mit der passenden Musik, dem Gesichtsausdruck während dem Herstellungsprozess oder dem Stolz der in der Stimme mitschwingt. Wunderbar!

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  3. Guten Tag Frau Häusermann

    Ich gratuliere Ihnen zu dem tollen Setting. Die Videos sind handwerklich sehr hochwertig. War eine Einführung in das Erstellen von Videofilmen Teil Ihres Unterrichts?

    Es ist eine sehr gute Entscheidung Noten wegzulassen. Mit einer einzigen Zahl wird man dem, was die Lernenden machen nicht gerecht. Vor allem nicht, bei so einer Aufgabenstellung.

    Beste Grüsse
    Thomas Koch
    Videodidaktik

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    1. Vielen Dank für das positive Feedback. Da wir Videos bereits vorher im Unterricht verwendet haben, war keine spezielle Einführung mehr notwendig. Ich stelle allgemein fest, dass die Schülerinnen und Schüler sich das Schneiden und Vertonen sehr gut und schnell selbst beibringen können. Es ist hilfreich, immer wieder Beispiele zu zeigen. Wenn sie etwas sehen und das auch können wollen, geht es meist sehr schnell!

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