Das Schuljahr ist vorbei, die Ferien leider fast auch. Es ist Zeit, meinen Projektunterricht des letzten Schuljahres digital zu beleuchten. Der Lehrplan 21 sagt: „Es gehört zur Aufgabe der Schule, Jugendlichen das Rüstzeug zum selbständigen und kooperativen Arbeiten mit auf den Weg zu geben.“ Zu diesem Rüstzeug gehört zweifelsohne eine gute Portion Medienkompetenz. Ich starte mit der kooperativen Arbeit und zeige, wie digitalen Medien für die Zusammenarbeit genutzt werden können.
Der Freischi-Fez
An unserer Schule ist es Tradition – diese begann lange vor Einführung des Fachs „Projektunterricht“ – dass die Schüler der dritten Sek vor Weihnachten ein Fest für die ganze Schule organisieren. Ich kann es vorwegnehmen: Es ist jedes Jahr toll zu sehen, zu welchen Leistungen die Jugendliche fähig sind. So viel Selbstwirksamkeit erfahren die Schülerinnen und Schüler kaum je in meinen normalen Schulstunden. Für mich war es die Gelegenheit, mich in Zurückhaltung zu üben und die Jugendlichen machen zu lassen.
Agiles Projektmanagement
Trotz „Loslassen“ wollte ich die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, den Schülern einige methodische Werkzeuge mitzugeben, mit welchen sich solche Projekte steuern lassen. Da das Resultat zu Beginn noch nicht feststand, erschien mir ein agiles Projektmanagement eine gute Lösung. Gemeinsam mit den Schülern haben wir folgende Projektstruktur festgelegt:
- Gruppen von 4 bis 5 Schüler sind verantwortlich für bestimmte Räume
- Eine Organisations-Team entwickelt das Rahmenprogramm und den Zeitplan
- Jedes Team hat einen Sprecher, der für die Kommunikation mit den anderen Teams verantwortlich ist
- Wöchentlich findet eine feste Koordinationssitzung statt, in welcher die Sprecher den Fortschritt der Teams Koordinieren und Bedürfnisse absprechen
- Im Klassenrat gibt es ein zweites Gefäss, in welchem die Sprecher die ganze Klasse über den Fortschritt der Teams orientieren
Projektmanagement Tool «Trello»
Unterstützt wurde der Prozess mit dem Projektmanagement Tool «Trello». Die kostenlose Version reicht völlig aus und mit unseren Google Accounts konnten sich alle Schüler einfach einloggen. So sah das ganze Board schlussendlich aus:
Trello ist in Spalten organisiert. Jede Spalte kann beliebig benannt werden. Die Spalten beinhalten Karten, welche die einzelnen Aufgaben (Tasks) darstellen. Jeder Task kann einem oder mehreren Teammitgliedern zugeordnet werden.
Projektmanagement Tool «MeisterTask»
Für ein nächstes Projekt würde ich mir die Alternative MeisterTask anschauen. Die Funktionalität ist sehr ähnlich. Die Vorteile von MeisterTask: Server in Deutschland, es sieht netter aus, Integration von MindMeister. Das selbe Board sieht nach dem Import so aus:
Die Vorteile einer Projektmanagement Software
Das ganze Team sieht transparent alle offenen Aufgaben und Zuständigkeiten. Dies ist die perfekte Grundlage für die regelmässigen Besprechungen. Mittels Filter kann ich einfach alle meinen offen Tasks (oder dies von jemand anderem) anzeigen lassen. Einzelne Tasks oder ganze Spalten lassen sich abonnieren, bei Änderungen bekomme ich ein E-Mail.
Projekte agil organisieren
Die Organisation in den selbst gewählten Spalten hat sich in der Praxis als nicht optimal erwiesen. Ein nächstes Mal würde ich mich stärker an der agilen Projektmanagement-Methode SCRUM orientieren. Eine mir bekannte Unternehmerin hat mir erklärt, wie sie in ihrer Firma Projekte organisiert. Sie nutzt dazu fünf Spalten (ToDo soon, Backlog, Sprint, in progress, done) und arbeitet mit wöchentlichen Sprints. Vereinfacht könnte das in der Schule so aussehen:
- Warteschlange: Neue Tasks werden hier erfasst
- Wochensprint: Im wöchentlichen Sprint wird gemeinsam festgelegt, welche Tasks bearbeitet werden (idealerweise werden grössere Tasks unterteilt in Aufgaben, die in einer Woche erledigt werden können)
- in Bearbeitung: Daran wird gerade gearbeitet (nur im Wochensprint-Meeting wird besprochen, welche Aufgaben das sind)
- Erledigt: Erledigte Aufgaben werden hier hin verschoben und nach kurzer Besprechung im Wochensprint-Meeting archiviert
Fazit
Nach anfänglicher Skepsis haben die meisten Schüler den Nutzen einer klaren Projektstruktur und des Online-Tools für sich entdeckt. Die wöchentlichen Meetings wurden von den Schülern selbst geleitet, ich kam mir öfters angenehm überflüssig vor. Ich könnte mir gar vorstellen, solche Tools zur Verwaltung von Hausaufgaben einzusetzen. Jedenfalls empfand ich dieses Vorgehen als praxisnahe Vermittlung von Medienkompetenz.