Wundermittel Annahmekriterien

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Es ist nicht nur ein digitales Problem: die Trennung von Form und Inhalt bei der Beurteilung von Arbeiten. Kompetenzorientiertes Arbeiten führt vermehrt zu offenen Aufgabenstellungen. Es werden Dokumente, Plakate, Dossiers, Lernjournale, Portfolios, Vorträge und vieles mehr erstellt. Oft werden formale Kriterien nicht eingehalten, die nichts bis wenig mit dem zu lernenden Inhalt zu tun haben. Ein Beispiel: Im Fach Geografie sollen die Schüler ein Dokument zum Unterrichtsthema Urbanisierung erstellen. Nun bekomme ich Exemplare, die mehr falsch als korrekt geschriebene Wörter enthalten. Der Konflikt: Ich möchte die Rechtschreibung nicht in eine Geografie-Note einfliessen lassen und trotzdem ein Mindestmass an Textqualität einfordern. Die Lösung: Annahmekriterien!

Annahmekriterien – ein Beispiel

Bei einer Arbeit müssen alle Annahmekriterien erfüllt werden, bevor ich die Arbeit akzeptiere. Ich habe folgende Annahmekriterien (formuliert als Kompetenzen) festgelegt:

  • Ich kann die Texte mit einem Rechtschreibprogramm korrigieren und weitgehend fehlerfrei abgeben.
  • Ich kann ein Dokument sauber, einheitlich und übersichtlich gestalten und dabei mit Formatvorlagen (Textarten) arbeiten, sowie Bilder platzieren und zuschneiden.

Arbeiten, welche diese Kriterien nicht erfüllen, weise ich zurück. Nach der Rückgabe der nicht angenommenen Dokumente bekommen die Schüler Unterstützung während der Unterrichtszeit, um die Dokumente zu verbessern. Nach dem endgültigen Abgabedatum biete ich die Möglichkeit, nach der Unterrichtszeit noch zu bleiben, bis die Annahmekriterien erfüllt sind. Dieses Angebot hat bisher niemand in Anspruch genommen;-).

Erfüllen alle Arbeiten die Annahmekriterien kann ich diese Beurteilen und mich dabei voll und ganz auf die Lerninhalte konzentrieren.

Eine Zwischenbemerkung zu den Noten: Ich bin der Meinung, dass Noten in Form von Zahlen kein ideales Mass für die Leistung von Menschen sind. Solange wir aber in diesem System unterrichten, schulden wir den Schülern regelmässige Rückmeldungen in Form dieser Noten. Regelmässige und vielseitige Beurteilungen, zusammen mit wertschätzenden und anerkennenden Kommentaren, ist für mich der humanste Weg damit umzugehen.

Ideal zur Vermittlung von Medienkompetenz

Das Schöne an diesem Vorgehen (abgesehen vom verringerten Korrekturaufwand): Ich kann die Annahmekriterien zum Vermitteln von Medienkompetenz einsetzen. Möchte ich, dass die Schüler lernen ein Inhaltsverzeichnis einzusetzen, so mache ich das zu einem Annahmekriterium. Dadurch muss diese Kompetenz jeder einzelne Schüler anwenden (oder sich Hilfe holen). Bei einer klassischen Beurteilung hätte ich das Inhaltsverzeichnis als Beurteilungskriterium aufgenommen, diesem aber weniger oder kein Gewicht bei der Notengebung geben können. Dabei hätten einige Schüler kein Inhaltsverzeichnis erstellt, ein paar Notenbruchteile verloren und dabei nichts gelernt. Ein paar Teilresultate der Geografiearbeit:

 

 

Und ach ja, die Dokumente habe ich natürlich mit Google Classroom eingezogen:

Classroom Urbanisierung.png

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